Jeder Anfänger macht Fehler – das ist Teil des Lernprozesses. Doch einige Stolpersteine lassen sich vermeiden, wenn man sie kennt. Diese Seite dokumentiert die häufigsten und schwerwiegendsten Fehler bei der Pfeilgiftfrosch-Haltung und zeigt konkrete Lösungen. Ergänzend empfehlen sich unsere Artikel zu Einstiegsarten, Gesundheit und Terrarienbau.
Schnellübersicht: Die 10 häufigsten Fehler
| Fehler | Folgen | Lösung |
|---|---|---|
| Zu kleines Terrarium | Stress, Kämpfe, schlechte Luftzirkulation | Mindestens 60×40×40cm für ein Paar |
| Falsche Luftfeuchtigkeit | Hautprobleme, Stress, schlechte Häutung | Tagsüber meist 70–85%, nachts oft höher (80–95%) |
| Überfütterung | Fettleibigkeit, Leberschäden, früher Tod | 2-3x pro Woche für Adulte, nicht täglich |
| Fehlende Quarantäne | Krankheitsausbrüche, Parasiten | Mindestens 4 Wochen separate Haltung |
| Ungeeignete Arten mischen | Hybridisierung, Stress, Kämpfe | Nur gleiche Arten zusammen halten |
| Zu wenig Verstecke | Dauerstress, Immunschwäche | Viele Höhlen, Pflanzen, Strukturen |
| Falsches Substrat | Schimmel, schlechte Drainage, Geruch | Spezialmischungen, gute Drainage |
| Unregelmäßige Supplementierung | Mangelerscheinungen, schwache Knochen | Regelmäßig Kalzium und Vitamine |
| Schlechte Wasserqualität | Hautinfektionen, Vergiftungen | Weiches, schadstoffarmes Wasser (Osmose/geeignet aufbereitet) |
| Panik bei Problemen | Überreaktion, weitere Probleme | Ruhe bewahren, Experten fragen |
Fehler #1: Das zu kleine Terrarium

Der häufigste Fehler überhaupt: Ein zu kleines Terrarium. Viele Anfänger denken, dass kleine Frösche auch nur wenig Platz brauchen. Das ist ein fataler Irrtum.
Warum das problematisch ist:
- • Unzureichende Luftzirkulation führt zu Schimmelbildung
- • Keine Temperaturzonen möglich
- • Stress durch fehlende Rückzugsmöglichkeiten
- • Territoriale Konflikte bei Paarhaltung
- • Schwierige Pflege und Reinigung
Die Lösung: Für die meisten Arten sollte das Terrarium mindestens 60×40×40cm (L×T×H) groß sein, besser noch größer. Bei größeren Arten wie Dendrobates tinctorius sind 80×40×40cm das Minimum.
Fehler #2: Falsche Luftfeuchtigkeit
Die Luftfeuchtigkeit ist einer der kritischsten Parameter. Zu oft wird sie entweder unterschätzt oder völlig falsch gemessen.
Typische Fehler:
- • Messung nur an einer Stelle im Terrarium
- • Verwendung billiger, ungenauer Hygrometer
- • Konstant 100% Luftfeuchtigkeit ohne Schwankungen
- • Zu niedrige Werte (unter 70%)
- • Keine Nachtabsenkung
Die richtige Herangehensweise: Statt „nachts absenken“ ist bei vielen Setups das Gegenteil realistischer: Tagsüber meist moderat-hoch (oft ca. 70–85%, je nach Art, Temperatur und Belüftung), nachts durch Abkühlung häufig ansteigend(oft ca. 80–95%). Entscheidend ist nicht ein einzelner Wert, sondern ein stabiles Klima mit natürlichen Schwankungen.
Miss an mehreren Stellen (oben/unten, feuchte/trockene Zone) und nutze kalibrierte Hygrometer. Noch wichtiger als „perfekte Prozentzahlen“ ist, dass Oberflächen nach dem Sprühen auch wieder teilweise abtrocknen und die Luft nicht „steht“.
Fehler #3: Überfütterung
"Viel hilft viel" ist bei Pfeilgiftfröschen ein gefährlicher Irrweg. Überfütterung ist einer der häufigsten Todesursachen in der Terraristik.
Anzeichen von Überfütterung:
- • Aufgeblähter, runder Bauch
- • Fettdepots an den Gliedmaßen
- • Träge, wenig aktive Tiere
- • Futterreste bleiben liegen
- • Vorzeitige Todesfälle
Richtige Fütterung: Adulte Tiere 2-3x pro Woche, Jungtiere täglich. Nur so viel geben, wie in 15-20 Minuten gefressen wird. Ein leicht konkaver Bauch bei adulten Tieren ist normal und gesund.
Fehler #4: Keine Quarantäne neuer Tiere
Der Verzicht auf eine Quarantäne ist wie russisches Roulette mit dem gesamten Bestand. Auch vertrauenswürdige Quellen können unwissentlich kranke Tiere abgeben.
Warum Quarantäne essentiell ist:
- • Krankheiten können symptomlos übertragen werden
- • Parasiten brauchen Zeit bis zum Nachweis
- • Stress der Umsiedlung schwächt Immunsystem
- • Ein krankes Tier kann den ganzen Bestand vernichten
Richtige Quarantäne: Mindestens 4 Wochen komplette Trennung, eigenes Equipment, Kotprobe zum Tierarzt, gründliche Beobachtung. Erst bei eindeutig gesunden Tieren erfolgt die Integration.
Fehler #5: Ungeeignete Arten zusammen halten
Die Verlockung ist groß: Ein buntes Gemisch verschiedener Arten im Terrarium. Doch das führt fast immer zu Problemen.
Risiken der Artenmischung:
- • Hybridisierung (Vermischung der Arten)
- • Unterschiedliche Platzbedürfnisse
- • Verschiedene Klimaansprüche
- • Krankheitsübertragung zwischen Arten
- • Konkurrenzkämpfe um Ressourcen
Die goldene Regel: Pro Terrarium nur eine Art. Falls unbedingt mehrere Arten gewünscht sind, dann nur nah verwandte Arten mit identischen Ansprüchen und ohne Hybridisierungsgefahr. Mehr dazu im Artikel zur Vergesellschaftung.
Fehler #6: Zu wenig Verstecke und Struktur
Ein Terrarium, das hauptsächlich aus Pflanzen und wenig Struktur besteht, bietet nicht genug Sicherheit. Pfeilgiftfrösche brauchen zahlreiche Rückzugsmöglichkeiten.
Was fehlt oft:
- • Kokosnussschalen oder Tonhöhlen als Verstecke
- • Laub und Rindenstücke am Boden
- • Wurzeln und Äste für Kletterstrukturen
- • Bromelientrichter für arborikole Arten
- • Filmdosen oder ähnliches als Laichplätze
Die Lösung: Pro Frosch mindestens 2-3 Versteckmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen. Je mehr Struktur, desto weniger Stress. Besonders wichtig für neue Tiere in der Eingewöhnungsphase. Tipps zur Terrarium-Einrichtung.
Fehler #7: Falsches oder ungeeignetes Substrat
Das Substrat ist die Basis des Terrariums – buchstäblich. Ein falsches Substrat führt zu einer Kaskade von Problemen.
Häufige Substratfehler:
- • Reine Erde ohne Drainage – Staunässe und Fäulnis
- • Kies oder Steine – verletzt die empfindliche Haut
- • Nicht steriles Material – Schimmel und Parasiten
- • Zu dünne Schicht – unzureichende Mikrofauna
- • Fehlende Drainageschicht – Wasseransammlung
Die Lösung: Ein bewährter Aufbau besteht aus: 3-5cm Drainageschicht (Blähton), Vlies als Trennung, 5-8cm Terrariensubstrat (z.B. Kokoshumus-Torf-Mischung), bedeckt mit Laubstreu. Detaillierte Anleitung im Bodengrund-Artikel.
Fehler #8: Unregelmäßige oder falsche Supplementierung
Pfeilgiftfrösche in Gefangenschaft können essenzielle Nährstoffe nicht allein über Futtertiere aufnehmen. Ohne Supplementierung entstehen Mangelerscheinungen.
Typische Supplementierungsfehler:
- • Gar keine Supplementierung – Kalzium- und Vitaminmangel
- • Nur Kalzium ohne Vitamin D3 – Kalzium kann nicht aufgenommen werden
- • Überdosierung – toxische Vitamin-A-Spiegel möglich
- • Abgelaufene Produkte – Vitamine verlieren Wirksamkeit
- • Falsches Kalzium:Phosphor-Verhältnis
Die Lösung: Bei jeder Fütterung leicht Kalzium/Vitamin-Pulver über die Futtertiere stäuben. Hochwertiges Kalzium mit Vitamin D3 (z.B. Herpetal, Repashy) verwenden. Pulver kühl und dunkel lagern, nach Öffnung innerhalb von 6 Monaten verbrauchen.
Supplementierungs-Schema (Beispiel)
| Fütterung | Supplement |
|---|---|
| Fütterung 1 (z.B. Montag) | Kalzium + D3 |
| Fütterung 2 (z.B. Donnerstag) | Multivitamin |
| Fütterung 3 (z.B. Samstag) | Kalzium pur (ohne D3) |
Fehler #9: Schlechte Wasserqualität
Wasser ist für Amphibien lebenswichtig – sie nehmen Flüssigkeit über die Haut auf. Kontaminiertes Wasser ist ein direkter Weg zu Krankheiten und Vergiftungen.
Kritische Wasserfehler:
- • Leitungswasser direkt verwenden – Chlor, Schwermetalle, Medikamentenrückstände
- • Stehendes Wasser im Terrarium – Brutstätte für Bakterien
- • Wassernapf ohne regelmäßigen Austausch
- • Zu tiefe Wasserstellen – Ertrinkungsgefahr für Jungtiere
- • Beregnung mit hartem Wasser – Kalkflecken, Hautreizung
Die Lösung: Nutze möglichst weiches, schadstoffarmes Wasser. In der Praxis ist Osmosewasser (ggf. leicht remineralisiert, je nach Anwendung) sehr verbreitet. Alternativ kann geeignet aufbereitetes Leitungswasser funktionieren (Chlor/Chloramine entfernen, Schwermetallbindung), sofern die lokalen Werte passen. Wasserbehälter täglich kontrollieren, mindestens 2x pro Woche komplett austauschen. Wasserstellen flach halten (max. 2-3cm). Ausführliche Informationen im Wasserarten-Artikel.
Fehler #10: Panik bei Problemen
Wenn etwas schief läuft, ist die erste Reaktion oft Panik – und das führt zu Fehlentscheidungen. Hektisches Handeln verschlimmert die Situation oft mehr, als sie zu verbessern.
Was passiert bei Panik:
- • Überstürzte Behandlungsversuche ohne Diagnose
- • Ständiges Herausnehmen und Kontrollieren – zusätzlicher Stress
- • Radikale Änderungen an den Haltungsparametern
- • "Dr. Google" statt Expertenrat
- • Medikamente ohne tierärztliche Anweisung
Der richtige Weg: Ruhe bewahren, beobachten und dokumentieren. Dann Experten kontaktieren – erfahrene Halter in Foren, der Züchter, ein amphibienerfahrener Tierarzt. Mehr dazu im Artikel Stress erkennen und Gesundheits-Check.
Checkliste: Vor dem ersten Frosch
Diese Checkliste hilft dir, die wichtigsten Punkte vor dem Tierkauf abzuhaken:
- Terrarium fertig eingerichtet und mindestens 4 Wochen eingefahren
- Klimawerte stabil (Temperatur 22-26°C, Luftfeuchtigkeit 80-95%)
- Beregnung und Beleuchtung getestet und korrekt programmiert
- Futtertier-Kulturen etabliert (mind. 4 Wochen im Voraus ansetzen)
- Quarantänebecken vorbereitet
- Supplementierungsmittel besorgt (Kalzium, Vitamine)
- Osmose- oder destilliertes Wasser auf Vorrat
- Amphibienerfahrenen Tierarzt in der Nähe recherchiert
- Fachliteratur gelesen und Wissen angeeignet
- Seriösen Züchter oder Quelle gefunden
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der häufigste Anfängerfehler bei Pfeilgiftfröschen?
Das zu kleine Terrarium ist der häufigste Fehler. Viele unterschätzen den Platzbedarf – mindestens 60×40×40cm für ein Paar kleiner Arten, 80×40×40cm für größere Arten wie Dendrobates tinctorius.
Wie oft sollte ich meine Pfeilgiftfrösche füttern?
Adulte Tiere 2-3x pro Woche, Jungtiere täglich. Überfütterung ist einer der häufigsten Todesursachen. Ein leicht konkaver Bauch bei adulten Tieren ist normal und gesund.
Muss ich neue Frösche in Quarantäne halten?
Ja, unbedingt! Mindestens 4-6 Wochen komplette Trennung mit eigenem Equipment. Auch Tiere von vertrauenswürdigen Quellen können Parasiten oder Krankheiten tragen.
Kann ich verschiedene Pfeilgiftfrosch-Arten zusammen halten?
Nein, davon wird dringend abgeraten. Verschiedene Arten haben unterschiedliche Ansprüche, es besteht Hybridisierungsgefahr und Krankheitsübertragungsrisiko. Pro Terrarium nur eine Art.
Welche Luftfeuchtigkeit brauchen Pfeilgiftfrösche?
Als grobe Orientierung: tagsüber meist 70–85%, nachts durch Abkühlung oft höher (80–95%). Kurzzeitige Peaks sind okay, aber niemals dauerhaft 100% ohne Abtrocknungsphasen (Schimmel-/Infektionsrisiko). Messe an mehreren Stellen und achte auf gute Luftbewegung.
Welches Wasser ist für Pfeilgiftfrösche geeignet?
Am sichersten ist weiches, schadstoffarmes Wasser: oft Osmosewasser (ggf. leicht remineralisiert, je nach Anwendung) oder geeignet aufbereitetes Leitungswasser. Wichtig: keine unbekannten Zusätze, keine Kupfer-/Chlorprobleme, Wasserstellen sauber halten und regelmäßig wechseln.
Wie erkenne ich, ob ich meinen Frosch überfüttere?
Anzeichen sind: aufgeblähter Bauch, Fettdepots an Gliedmaßen, träge Bewegungen, Futterreste bleiben liegen. Ein gesunder adulter Frosch hat einen leicht konkaven Bauch.
Was mache ich, wenn mein Frosch krank wirkt?
Ruhe bewahren, nicht experimentieren. Experten konsultieren (Foren, erfahrene Halter), amphibienerfahrenen Tierarzt aufsuchen, Kotprobe einschicken. Dokumentiere alle Beobachtungen.
Fazit
Die meisten Anfängerfehler lassen sich durch gründliche Vorbereitung und das Befolgen bewährter Praktiken vermeiden. Scheue dich nicht davor, Fragen zu stellen und dir Hilfe zu holen – die Pfeilgiftfrosch-Community ist sehr hilfsbereit.
Denk daran: Fehler zu machen ist menschlich und Teil des Lernprozesses. Wichtig ist, aus ihnen zu lernen und sie nicht zu wiederholen. Mit der Zeit wirst du ein Gefühl für deine Tiere entwickeln und viele Probleme intuitiv erkennen können.
