Pfeilgiftfrösche sind weit mehr als nur farbenprächtige Juwelen im Terrarium. Hinter der leuchtenden Fassade steckt ein erstaunlich differenziertes Sozialleben: Rufe, Körpersprache, ritualisierte Konflikte, Balz – und bei vielen Arten eine der spannendsten Brutpflegen im gesamten Amphibienreich.
Kommunikation – mehr als nur Rufen
Kommunikation ist bei Dendrobatiden meist eine Kombination aus akustischenund visuellen Signalen. Das Ziel ist fast immer funktional: Revier sichern, Partner finden, Konflikte vermeiden oder Brutpflege koordinieren.
Akustische Signale
Vor allem Männchen rufen (surrend, trillernd, klickend – je nach Art). Die Rufe dienen meist der Territorialanzeige und dem Anlocken von Weibchen. Zusätzlich gibt es häufig leisere Balzrufe im Nahkontakt.
Visuelle & taktile Signale
Körperhaltung, Annäherungswege, kurzes „Zucken“ sowie behutsame Berührungen in der Balz sind wichtige Bausteine. Im Terrarium fallen sie besonders auf, wenn Tiere sich bewusst „präsentieren“ oder Wege blockieren.
Praxis-Hinweis
Viele Konflikte entstehen durch Dauer-Sichtkontakt. Je besser das Terrarium strukturiert ist (Sichtschutz, Ebenen, Laub, Kork/Wurzeln), desto „leiser“ und stabiler wird das Sozialgefüge.
Rangordnung, Territorium & Konflikte
Sozialstress zeigt sich selten als „offener Kampf“ – häufig eher als Druck: Ein Tier wird verdrängt, frisst schlechter, sitzt dauerhaft versteckt oder wirkt „kleiner“. Territorialverhalten ist dabei meist Ressourcen-Schutz: Rufplätze, Verstecke, Eiablageorte.
Häufige Konfliktmuster
- Männchen vs. Männchen: Rufduell, Schieben, Ringkämpfe
- Weibchen vs. Weibchen: Konkurrenz um Ressourcen/Partner (artspezifisch)
- Verdrängung am Futter oder an Schlüsselplätzen
Balz & Paarung
Hat ein Männchen ein Weibchen angelockt, beginnt oft ein ritualisierter Ablauf: Das Männchen führt, das Weibchen bewertet. Typisch sind langsame, koordinierte Bewegungen, Berührungen und das „Präsentieren“ eines Eiablageortes.
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Männchen werben mit Ruf + Führung durchs Revier und zeigen potenzielle Eiablageplätze (z. B. glatte Blätter, Filmdosen/Laichhöhlen in der Haltung).
Ritual
Nahkontakt mit sanften Berührungen, leise Balzrufe, synchronisiertes „Wandern“ und wiederholtes Prüfen des Ablageortes.
Eiablage
Das Weibchen legt (artspezifisch) wenige bis mehrere Dutzend Eier; das Männchen befruchtet direkt im Anschluss.
Brutpflege – ein Highlight bei Dendrobatiden
Bei Pfeilgiftfröschen reicht das Spektrum – je nach Art – von keiner bzw. nur minimalerElternpflege nach der Eiablage bis hin zu sehr intensiver Fürsorge. Häufig werden Gelege bewacht und befeuchtet, Kaulquappen (oft einzeln) transportiert und in Mikrogewässern abgesetzt.
Gelegepflege
Bei vielen Arten bewacht (oft) das Männchen die Eier und hält sie feucht, um Austrocknung zu verhindern. In der Haltung sind konkurrierende Tiere, Asseln oder „zu trockene Ecken" typische Störfaktoren.
Quappentransport & Mikrogewässer
Kaulquappen werden häufig einzeln auf dem Rücken in kleine Wasseransammlungen (z. B. Bromelien) gebracht. Einzelabsetzen reduziert Kannibalismus.
Tipps für die Gruppenhaltung
Was meist gut funktioniert
- Viel Struktur: Sichtschutz, Ebenen, mehrere Rückzugsplätze
- Futter breit streuen (Verdrängung reduzieren)
- Besatz moderat halten und Verhalten in den ersten Wochen eng beobachten
Was häufig Probleme macht
- Zu kleines oder zu offenes Terrarium (keine Ausweichräume)
- Mehrere Männchen in enger Umgebung (artspezifisch)
- Vergesellschaftung verschiedener Arten (Stress, Krankheit, Konflikt)
Wenn du merkst, dass ein Individuum dauerhaft unterdrückt wird: früh reagieren (Setup anpassen, Besatz reduzieren oder temporär trennen). Ein separates „Ausweichbecken“ ist in der Praxis sehr hilfreich.



